ROBERT JOSEPH BARTL im Theater in JOSEFSTADT Wien!
Geplante Premiere im Januar 2021 "Rechnitz (Der Würgeengel) von Elfriede Jelinek
Inhalt:
Ich habe zu sagen, daß, obwohl sich niemand das
vorstellen kann, noch zwei Tage bevor der Russe kam, diese Orgie stattgefunden hat, deren Teilnehmer Sie nicht sind, Sie sind nun mal nicht auf meiner Liste, tut mir echt leid!,
auf der Gästeliste stehn Sie nicht, und ich habe die Einladungsliste bekommen, vielleicht stehn Sie auf der Opferliste?, aber das wollen Sie sicher gar nicht
wissen.
Elfriede Jelinek
Kurz vor Kriegsende – in der Nacht zum Palmsonntag
1945 – findet auf dem Schloss der Gräfin Margit Batthyány, Tochter des Barons Heinrich Thyssen-Bornemisza, im burgenländischen Rechnitz ein ausgelassenes Fest statt, an dem
auch einige ranghohe NSDAP-Mitglieder teilnehmen. Im Laufe des Abends werden an mehrere Gäste Waffen verteilt und 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter von der Festgesellschaft
erschossen.
Bis heute konnten die Ereignisse dieser Nacht
nicht vollständig geklärt werden. Die Täter tauchten unter oder setzten sich ins Ausland ab, zwei Zeugen wurden ermordet, die Bevölkerung schwieg. Noch immer ist die Lage des
Massengrabes unbekannt. Mit Rechnitz
(Der Würgeengel) setzt Elfriede Jelinek dem
kollektiven Verschweigen und Verdrängen einen sprachgewaltigen und eindringlichen Text entgegen.
"Indem man diese Sünden der Väter und Großväter
gebetsmühlenhaft immer wieder hervorholt, ohne ihnen wirklich analytisch auf den Grund gehen zu wollen oder ihr Fortwirken in der Gegenwart zu untersuchen, deckt man
Geschichte zu, statt ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Indem man sich also letztlich geschichtslos und mythologisierend, also sie mit vielen Worten bloß verhüllend, diesen
Verbrechen stellt, kann man nicht wirklich die historische Wahrheit für diejenigen, die nichts mehr darüber wissen, auch emotional nachvollziehbar machen. Dann erschöpft es sich in
bloßem Gerede. Dieses Gerede versuche ich zu demaskieren.“*
Elfriede Jelinek
*Pia Janke, Teresa Kovacs, Christian Schenkermayer (Hrsg.):
"Die endlose Unschuldigkeit": Elfriede Jelineks
Rechnitz (Der Würgeengel) © 2010 Praesens Verlag
2010, Wien.
Premiere am 17.9.2020 von "DER DEUTSCHE MITTAGSTISCH" (Thomas Bernhard)
Dramolette
Regie: Claus Peymann
Der deutsche Mittagstisch in Wien, aus aktuellem Anlass?
Thomas Bernhard hat mit seiner Literatur, seinen Theaterstücken, seinem Blick in die österreichische Seele seinerzeit für Erstaunen, Entrüstung und Aufruhr, aber auch für vehemente Zustimmung im ganzen Land gesorgt. Dass er "über den Tellerrand" hinaus schaute – um in seinem Heimatland umso klarer zu sehen, zeigen seine – schon fast vergessenen Meisterstücke, die Dramolette.
Bernhard skizziert in diesen grotesken Miniaturen mit scharfem Blick, Leichtigkeit, Witz, schwarzem Humor – und tiefster Menschenkenntnis "kleine" Szenen zu "großen" Themen.
Ein Fest für Schauspieler und Publikum...und zugleich die Ironie der Geschichte: bis heute, 70 Jahre nach Kriegsende, haben die Dramolette nicht an Dringlichkeit und erschreckend politischer Aktualität verloren, im Gegenteil: was damals virulent schien, ist heute offenkundig. Wir alle sind das Thema, unsere Ängste, unsere Verdrängungen, unser Umgang mit der Geschichte, unsere vermeintliche Arglosigkeit – in Deutschland wie in Österreich...
Kurz bevor Bernhard zum "Staatsheilgen" erklärt wird – besonders von denen die ihn zu Lebzeiten aus dem Land jagen wollten – erinnert die Inszenierung von Claus Peymann an den politischen Zeitgenossen Bernhard. Der Skandal um HELDENPLATZ in der BURG ist noch nicht vergessen. Da wird in seinen Dramoletten erkennbar, wie hellsichtig und messerscharf, komisch und verblüffend, traurig und doch wahr Bernhard quasi als Menetekel an der Wand - in den 1980/90er Jahren skizziert, was uns heute "blüht"...
Die Figuren seiner Dramolette, Nachbarn, Mitbürger und Menschen wie du und ich, erzählen, scheinbar heiter und gelassen, unspektakulär aufregend wie schnell die Grenzen unserer Demokratien aufgeweicht werden, wie schmal der Grat ist zwischen Arglosigkeit und Aggression, Alltagsgeplänkel und Neofaschismus, Drohen und Zuschlagen...
Und er zeigt die Ursachen des Hasses auf die Fremden, die "Saupresse", auf alle, die da anders sind, sich wehren oder von einer anderen, besseren Welt träumen: große Einsamkeit, geschürte Ängste, Verletzlichkeit, Frustration und – nicht zuletzt - zunehmender Egoismus.
Der deutsche Mittagstisch ist ein kleines, hellsichtiges Meisterstück, dessen tragische Aktualität alarmiert. "Lauter Nazis..." kommen zutage wenn man die Suppe auslöffelt, die Bernhard mit seinem Mittagstisch serviert. Was idyllisch beginnt führt zu bösem Erwachen, vergnüglich und erschreckend zugleich
Gunda Kniggendorf
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